Kurzbeschreibung

PARAVENT lässt zunächst an den dekorativen Wandschirm denken, der intime Zonen in
Räumen schafft.

Die mobile und durchlässige Wand ist Teil der Raumstruktur. Sie versteckt und betont. Sie ist Fassade und Projektionsfläche. Paravent bedeutet Grenzziehung und kann - im Zusammenhang mit der Ausstellung - auch als Spiegelachse der viel diskutierten Bereiche Innen/Außen, der Begriffe Öffentlich/Privat verstanden werden. Paravent ist ein Hinweis auf Themen der Innenausstattung und Raumorganisation, die Dokumentation von Geschichte, das Zeitmoment. Paravent ist ein Symbol des Wohnraumes und der privaten Welt. Der persönliche Blick der KünstlerInnen richtet sich auf allgemein gültige Fragestellungen und Lebensformen. Betrachtet werden physische und psychische Erfahrung, das Umfeld, spezifische räumliche Bedingungen, soziale und kulturelle Zusammenhänge, die häusliche Rollenverteilung. Für die Ausstellung wurden u.a. neue Arbeiten konzipiert. Wie entsteht der private Raum? Was bedeutet Zuhause? Wie politisch ist das Private? Ausgehend von der kleinsten Zelle, dem menschlichen Körper, wird das Beziehungsgeflecht Wohnung entwickelt.

Élizabeth Creseveurs (*1967 Paris / Paris) Thema ist der Körper im Verhältnis zu Raum und Architektur. Ihr Interesse gilt dem minimalen Raum, den der Mensch einnimmt. Die Serie Sans Titre (1993 -1994) besteht aus den Videos Debout-assis-couché (1993), 4 Boîtes (1993), Corps dans 180 x 190 (1993), Mesures (1994), Points de vue (1994), Horizontalité 1 (1994), Horizontalité 2 (1994). Bezüge zu Absalon und Bruce Nauman sind lesbar. Die Künstlerin selbst ist Darstellerin. Ihr Körper ist durch einen Anzug neutral. Einfache architektonische Hüllen entsprechen den Körperkonturen. Raum wird anhand von gewohnten Positionen - Sitzen, Stehen, Liegen - bestimmt. Wesentliche Elemente sind das menschliche Maß und Bewegungsabläufe.

Michaela Moscouw (*1961 Wien / Wien) nimmt Fotogramme - Spuren des Realen - von Elementen ihrer Wohnung auf, in der sie seit 20 Jahren lebt: Tür, Korridor, Fenster, Tisch, Stuhl, Bett. Die Formate ergeben sich durch die Größe der abgebildeten Gegenstände. Durch das spezielle technische Verfahren - wie etwa die Langzeitbelichtung bei Tageslicht - entstehen besondere Farbwerte. Die Serie bildet eine zentrale Gruppe im Werk von Moscouw, die sich der sich vorwiegend mit den Themen Körper und Identität beschäftigt. So ist der eigene Körper, den sie als Bildsujet verdrängt, auch Ausgangspunkt von Die Wohnung (1999).

Aneta Grzeszykowska & Jan Smaga (*1974 Warschau / Warschau) untersuchen seit mehreren Jahren auch das Thema Wohnung. Für die Serie 4/51 Dolna (1999) fotografieren sie sich aus der Vogelperspektive. Ein Plan kennzeichnet die Räume, in denen das Foto-Shooting stattfand. Durch das Hintereinanderblenden der verschiedenen, halb inszenierten Szenen in gleichwertigen Bildräumen läuft vor unserem Auge langsam ein Film ab. Dargestellt ist die Spannung zwischen statischem Raum und menschlichen Figuren, die zueinander in Beziehung stehen. Die großformatigen Arbeiten zeigen Raum und Körper in Lebensgröße. Der Betrachter wird Voyeur.

Sofie Thorsen (*1971 Århus, DK / Wien) analysiert den privaten Wohnraum und stellt ihn in Form eines systematischen Verzeichnisses dar. Die Bestandsaufnahme von Zimmerpflanzen zeigt die Pflegekapazität ihrer Wohnung. Die maßstabsgetreue Zeichnung, so schematisch und sauber wie möglich (Sofie Thorsen), unterstreicht den dokumentarischen Charakter der Arbeit. Der scheinbar distanzierte Blick wird durch die Wahl des Titels gebrochen. Some of the things that definitely would die, if I never came home again (1999) ist ein Hinweis auf die Motive Selbstreflexion und Melancholie.

Bernhard Fruehwirth (*1968 Bad Radkersburg / Wien) hält verschiedene körperliche Erfahrungen oder emotionale Zustände durch die zeichnerische Darstellung von räumlichen Situationen fest. Dabei stößt der Künstler immer wieder auf Widerstände der eigenen Arbeit gegenüber: So entstehen Situationen, die immer wieder in sich zusammenfallen, Situationen, die sich bei genauem Hinschauen als brüchig erweisen. Genau dieser Prozess der permanenten Korrektur oder im Umkehrschluss die Verselbstständigung von gewissen Dynamiken - Anziehung und Abstoßung - aber scheint mir die entscheidende Qualität in der Arbeit zu sein. (Maren Lübbke) Metro Fuerte (1998/2004) zeigt ein Ferienapartment, in dem der Künstler gewohnt hat. Es ist Zuhause auf Zeit. Die Installation Movables. My Room (1998) bildet das Motiv des Raumes im Raum und wirkt gleichzeitig wie ein Bühnenbild. Luchezar Boyadjiev (*1957 Sofia / Sofia) zeichnete seinen Wohn- und Arbeitsraum in Sofia mittels Computerprogramm, gesehen aus zwei Perspektiven. Die möglichst grobe Auflösung der Daten, gedruckt auf transparentem Stoff, verstärkt die an Op-Art erinnernde Qualität der digitalen Zeichnung. Die großformatigen, frei hängenden Bildträger sind mobile Erinnerungsstücke an Zuhause. They function as reminders, home away from home, seperation walls, memory screens. (Luchezar Boyadjiev)

Während der Entwicklung eines Projekts reagiert Constantin Luser (*1976 Graz / Graz und Wien) auf Strukturen vor Ort und integriert soziale Beziehungen, die zum Bestandteil der künstlerischen Arbeit werden. Für die Factory funktionierte Luser gemeinsam mit Un-Yong Kim den Ausstellungsraum zum temporären Wohn- und Arbeitsraum um. Die beiden wohnten für drei Tage in der Factory, um zu zeichnen, aufgenommen von den Überwachungskameras des Sicherheitssystems. Luser wählte die offene Fensterzone. Das Fenster zur Welt verknüpft Innen und Außen. Das Betreten der hier entstandenen Zeichnung ist erwünscht. Langsam werden Wege und Frequenz der Besucher lesbar sein. Fatimah Tuggars (*1967 Kaduna, Nigeria / Indianapolis, USA) persönliches Wegnetz spannt sich über die geografische Räume ihrer ursprünglichen Heimat Nigeria und Nordamerika, wo sie heute lebt. Das Video Fusion Cuisine (2000) spricht unter dem Aspekt von Technologie und Fortschritt Facetten der Rolle der Frau an, die Nutzung von Räumen, Parallelen zwischen der amerikanischen und afrikanischen Kultur. Das Goldene Industriezeitalter Amerikas etwa versprach freie Wahl und Wohlstand. In Nigeria werden improvisierend traditionelle und moderne Geräte kombiniert. Tuggar springt permanent zwischen zwei Welten hin und her. Ausschnitte aus amerikanischen Filmen der 50er Jahre und aktuelle, in Afrika aufgenommene Ausschnitte.

Öffnungszeiten der Ausstellung

Donnerstag - Sonntag
11:00 - 18:00 Uhr

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